Verleihung des Berufstitels Medizinalrat an Dr. Walter Titze
Dr. Walter Titze ist ein Gemeindearzt wie man sich ihn vorstellt. Zuständig ist Dr. Titze für die Sanitätsgemeinde Unterach-Steinbach; er ist aber immer bereit auch außerhalb dieses Gebiets zu helfen.
Seit 18 Jahren bemüht er sich um eine Besonderheit: die Einrichtung eine Tagesklinik. Im Gegensatz zu einer Gruppenpraxis (oder korrekt: einem sog. Primärversorgungszentrum) sollen in der Tagesklinik Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen, ein multiprofessionelles Team, jederzeit verfügbar sein. Auf diese Weise könnten kleinere Eingriffe direkt in Unterach ambulant vorgenommen werden. Dies bedeutet eine Zeit- und Aufwandsersparnis für den/die Patient*in, der/die nicht mindestens 30 km ins nächste Krankenhaus fahren und dort eine Nacht verbringen muss; für den Arzt/die Ärztin, der/die nicht ebenso mindestens 30 km ins nächste Krankenhaus fahren muss während in Unterach PatientInnen warten; und für die Krankenkasse, die nicht für die Anreise und den Aufenthalt des/der Patient*in aufkommen muss.
“Viel machen wir eh jetzt schon da. Klein-OPs, Hände & Füße, Wundversorgung. Alles was konservativ geht, geht über mich. Auch weil ich ein Röntgen da hab.”
Die Umsetzung der Tagesklinik wird vom Land Oberösterreich blockiert. Gegen die Entscheidung wurde Einspruch erhoben und der Fall liegt jetzt beim Höchstgericht. Der zuständige Verwaltungsgerichtshof lässt mit einer finalen Entscheidung nun seit zwei Jahren auf sich warten.
Wer Dr. Titzes Ordination kennt weiß, dass er auch jetzt bereits ein multiprofessionelles Team versammelt hat. Die KollegInnen sind allerdings allesamt Wahlärzt*innen. Dr. Titze ist der Meinung, “wenn ein Patient einen Versicherungsanspruch hat, sollte er auch kostenfrei behandelt werden. Es ist nicht einzusehen, dass Wahlärzte boomen, während niedergelassene Kassenärzte überlastet sind.” In der geplanten Tagesklinik sollten daher nach seinem Wunsch Ärzte mit Kassenverträgen arbeiten.
Im Sommer sind viele Ärzt*innen der umliegenden Gemeinden oft zeitgleich auf Urlaub – und das bei vermehrtem Patient*innen-Aufkommen durch die Urlaubsgäste. Entsprechend steigt die Belastung der daheimgebliebenen Kolleg*innen weiter an. Eine Absprache findet hier nicht mehr statt. So kommt es, dass Dr. Titze auch zum Irrsee und um den ganzen Attersee gerufen wird. Sollte sich kein*e Kolleg*in finden, die zu einem Unfall kommen kann, wird der Hubschrauber gerufen. Wir alle können beobachten, dass dieser in den letzten Jahren immer öfter kommt. Viele dieser Fälle wären zu Hause behandelbar, ein Fieberkrampf etwa, der Hubschrauber muss die Patient*innen aber mitnehmen. Die Patient*innen werden dann nach wenigen Stunden im Krankenhaus wieder in die Heimpflege entlassen. Dies ist ein enormer Aufwand für den Hubschrauber, das Krankenhaus, den/die Patient*in und die Krankenkasse, der einfach reduziert werden könnte.
“Ein Vorteil, den wir hier haben ist, dass wir gleich zwei Hubschrauber in der näheren Umgebung stationiert haben: in Gmunden und in Salzburg. Aber was ist, wenn der eine am Traunstein wen rettet und der andere auf der Autobahn steht? Dann kann er nicht zum Fahrradunfall am Attersee kommen.”
Dr. Titze lehrt in Linz sowie als Universitätslektor und seine Ordination ist auch Lehrpraxis für Jungärzt*innen vor allem aus Salzburg, Linz und Wien. In den vielen Jahren dieser Ausbildungstätigkeit hat sich nur ein einziger Jungarzt entschlossen Allgemeinmediziner zu werden. Alle anderen streben eine Facharztausbildung an oder gehen ins Ausland.
Insgesamt sieht Dr. Titze die Zukunft nicht rosig, wenn nicht endlich ein Konzept erarbeitet wird, wie auch in dörflicheren Strukturen die Gesundheitsvorsorge gewährleistet bleiben kann.
“Das große Problem ist immer das Geld. Da modernisieren sie die Spitäler für riesige Mengen Geld und jetzt kommt da einer daher und will ihnen was wegnehmen.“ erklärt er.
„Aber in den Spitälern setzt sich ja auch keiner hin und erklärt dem Patienten, ‘das tut jetzt noch 2 Wochen weh, das ist ganz normal. Danach kommen Sie wieder her und wir schauen uns das nochmal an.’ Das tut ja keiner. Dann sitzt der Krankenhauspatient wieder da bei mir.”
Auch für den ärztlichen Leistungskatalog hat sich Dr. Titze bereits erfolgreich stark gemacht und Erweiterungen erreicht. So werden Leistungen, wie das regelmäßige Bandagieren bei offenen Beinen, nun doch von der Krankenkasse bezahlt.
Das von Dr. Titze geleitete Kompetenzzentrum Gesundheit Attersee-Süd ist seit bald 30 Jahren die Anlaufstelle für viele Patient*innen.
Ausgezeichnet durch die Quality Austria (ÖQA), das internationale Netzwerk EFQM, die Europäische Organisation für Qualität (eoq) oder die Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ) legt Dr. Titze auch nach über 20 Jahren als niedergelassener Allgemeinmediziner in seiner Ordination großen Wert auf Qualität und entsprechend auch auf laufende Verbesserung.
Diese Anstrengungen wurden bereits durch das Austria Gütezeichen sowie den Österreichischen Staatspreis mehrfach gewürdigt.
2021 war für Dr. Titze erneut ein Jahr voller verdienter Ehrungen. Er wurde Ehrenbürger der Gemeinde Unterach am Attersee. Die Verleihung fand Pandemie-bedingt in kleinerem Rahmen als gewünscht, aber ganz nach den Vorstellungen des neuen Ehrenbürgers statt.
Einige Monate später, im Oktober 2021 wurde Dr. Titze durch den Bundespräsidenten der Berufstitel Medizinalrat verliehen. Dies ist eine Auszeichnung für besondere Leistungen, die an Personen verliehen wird, die sich in langjähriger Ausübung ihres Berufes Verdienste um die Republik Österreich erworben haben.
Wir freuen uns, dass die Gemeinde Unterach am Attersee einen so engagierten und ausgezeichneten Arzt zur Verfügung hat!